Im Juli 2023 hatte ich nach langer Zeit mal wieder eine persönliche Begegnung mit einer Schreiberin nachdem ich ihre Handschriftanalyse erstellt hatte. Selten lerne ich die Schreibenden im Anschluss persönlich kennen, was immer nochmals ein besonderer Aspekt ist. Hier nun die Handschrift der Schreiberin, die ihrer Alltagsschrift entspricht.
Im Fall der vorliegenden Handschrift handelt es sich nicht nur um eine sogenannte „Schönschrift“, welche den Gegensatz zur „Spontanschrift“ bildet, sondern um eine manierierte Schrift. Zum Bild der Manier trägt vor allem die außerordentliche raumfüllende Betonung bestimmter Formen bei, welche das Verhältnis zwischen den Klein- und Großbuchstaben entscheidend prägt. Hinzu kommt die stellenweise Eigenwilligkeit bestimmter Formen (z. B. „k“, „t“, „z“), die besonders „herausgeputzt“ sind. Die Handschrift hat, wie der Graphologe und Psychologe Dr. Hans Knobloch es sehr treffend ausdrückt, eine „feierliche Gemaltheit“ – das „Hauptindiz für Manier, also eine Maske besonderer Art“ (vgl. Knobloch, 1998, S. 209). Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Merkmale in der Handschrift, von denen in nachfolgender stichwortartigen Handschriftanalyse einige samt ihrer Bedeutung genannt werden:
Vorliegende Handschrift stammt von der Malerin, Kalligraphin und Performancekünstlerin Jeannine Platz. Über ihre Handschrift sprach ich bei dem von ihr veranstalteten „Art Talk“ in Hamburg. In der begleitenden Ausstellung las ich, dass sie seit ihrer Kindheit fasziniert ist von Handschriften. Erfreulicherweise hat sie sich im Rahmen ihrer künstlerischen Tätigkeit zum Ziel gesetzt, durch die besondere Betonung der Handschrift auf ihre Bedeutung als zentrales Kulturgut der Menschheit aufmerksam zu machen.
Zitat von Jeannine Platz
Die in der Handschriftanalyse zum Vorschein kommende Fähigkeit der „Manier“ kann die Künstlerin dabei sehr gut einsetzen, um der Handschrift einen besonderen Platz im Bewusstsein der Menschen einzuräumen. Vielen Dank, Jeannine!