Gudrun Eleonore Haera, eine passionierte Garchinger Lehrerin, Musikerin, Autorin und Künstlerin hat nach ihrem Tod im Jahr 2023 eine umfangreiche Sammlung an Gedichten, Scherenschnitten und handschriftlichen Notizen hinterlassen. In diesem Blogbeitrag wird nach und nach die Sammlung aller hinterlassenen Gedicht von Gudrun Eleonore Haera zusammen mit Scherenschnitten und Notizen veröffentlicht werden.
Sie plante, ein illustriertes Buch zu veröffentlichen mit ihren Gedichten. Zu diese Zweck hat sie bereits ein Vorwort verfasst, das nachfolgend zu lesen ist.
Das Leben ist das Kostbarste überhaupt. Aber nur, leben um da zu sein? Nein, das kann es nicht sein.
Schon die alten Philosophen (Aristoteles, Seneca, Sokrates usw.) schrieben darüber Texte, hielten Reden. Ja, wenn ich schon existiere, muß es doch Freude bereiten.
Der Mensch strebt nicht nur nach Macht – wie es Adler behauptete – oder nach Lust, ich denke an Freud.
Unserem Denken am Nächsten ist eher Victor Frankl mit seiner Logotherapie und Existenzanalyse (die sogenannte Dritte Wiener Schule).
Was macht mich letztendlich glücklich? Oder ist Glück das nicht Erreichbare? Wenn man die Literatur der letzten Jahre durchstöbert, findet man Massen an Selbsthilfebüchern von anerkannten Psychologen sowie Esoterikern. Es gibt einen roten Faden. Letztlich ist Glück etwas, wie es Hilde Domin so schön beschreibt: „Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise, wie einem Vogel, die Hand hinhalten.“
Wenn es so etwas ist, was so schwer zu erlangen ist, was so leicht davonfliegt, kann es das nicht sein, was ich suche? Ist Glück mit Erfolg vergleichbar, verwechselbar? Wohl auch nicht. Er kann zwar kurzfristig eine Art Befriedigung auslösen. Es muß aber bald ein neues Ziel angestrebt werden. Was aber bleibt dann?
Heute ist man sich einig. Der ungarisch-amerikanische Psychologe Csikszentmihalyi beschreibt es mit einem Wort: „flow“ (eigentlich – fließen) gemeint ist Leben im Augenblick, es fließt, es geschieht einfach so, fast wie von selbst.
Dies meist unbewußte Geschehen bewirkt in uns das „Erblühen“ (amerikanisch: „thrive“). Damit ist ein Tun gemeint, in dem ich die Umwelt vergesse, die Zeit nicht mehr wahrnehme und mich einfach, wenn ich aus dem Zustand geweckt werde – super wohl fühle .
Tiki Küstenmacher hat dazu interessante kleine Cartoons gezeichnet, z. B. die lachende Eisenbahn, die ihre Gleise verläßt und aus ihrer vorgeschriebenen Bahn in die Wildnis fährt, wo sie die wärmende Sonne und lachende Schmetterlinge empfängt. Jeder hat einen anderen Zugang zu seinem „flow“-Potential.
Da gibt es das:
Werken, Gärtnern, Wandern, Lesen, Studieren, Malen, Musizieren.
Auch das:
Nichts-tun, Lieben, Schreiben.
Führen Sie diese Liste in Gedanken fort.
Was will ich damit ansprechen? Etwas davon erfahre ICH wenn ich schreibe, dabei über Dinge nachsinne. Ein Auszug davon enthält dieses Buch, das ich heute vorstellen werde. Damit verarbeitet man Leben, sein Leben, das der Umwelt.
Es geht um Philosophie, kranke und gesunde Tage, Zweifel, Trost, Liebe und Glaube.
So hören Sie:
Mein Leben, Linien, wer zog sie?
Gott, das Schicksal – ich selbst?
Vollendet, zum Kreis geformt erst dann,
wenn verwoben,
ALLES.Gedanken, wie Lichter am Horizont,
Gudrun Eleonore Haera
Wie Wolken getrieben vom Wind,
im Vorübergehen erfaßt.
Glaube immer
Ich möchte sein, wie die geöffnete Schale nach oben ausgerichtet wie Hände, die etwas erhoffen. So kann mein Leben aussehen erwartend voll Vertrauen trotz allem, was geschieht was ich nicht verstehe was mir schwerfällt anzunehmen. Gleichzeitig höre ich sie seine Stimme, Ich bin doch schon in Dir, ich bin um Dich ich gehe mit Dir. Immer.
Schwelle des Augenblicks
Man hört die Vögel zwitschern in den Zweigen, anders als sonst. Frühling? Dort im Garten schimmert es weiß Schneeglöckchen! Die Luft riecht nach Sonnenschein, Hoffnung keimt auf. Hell ist die Welt, das Gemüt. Und das Herz schlägt im Takt wie der Specht der seine Höhle baut. Setze dich nieder auf die Schwelle des Augenblicks vergessend was Gestern war. Genieße das Jetzt Das ist Glück.
Höhepunkte
Nicht mehr schlagend wie der Blitz trifft sie dich die Lust, die einst lang und endlos schien. Aber tiefer, weiter scheint sie, seit der Herbst die Schneisen schlug im Wandel des Lebens. Dankbar nimmst Du erfüllt schenkst Du. Gibst was Du empfängst manchmal verwandelnd Eros in Agape Höhepunkte
Wie der Wind, der von Süden kommt…
Ich wußte es, dass es Dich gibt irgendwo in der Welt. Ich wartete, ich suchte und habe nie aufgegeben Dich zu finden. Nichts wußte ich von Dir, unbekannt Dein Aussehen, Dein Sein, der Ort wo Du wohnst. Eines Tages warst Du da, wie der Wind der von Süden kommt und Alles zum Erblühen bringt.
Verbundenheit
Gestern Abend, ich habe den Himmel rosa-rote, blaue Wolken am Firmament. Heilige Ruhe umgab mich, berührte mein Innerstes und ich wußte auf einmal auch DU stehst irgendwo auf dieser Erde, siehst denselben Himmel über Dir. Durch die Gedanken die gleich den ziehenden Wolken sind wir verbunden.
Glück
Im Augenblick Glück. Jasmin duftet, leuchtendes Blau, Lupinen wie alle Himmel. Sonnenwärme leichter Wind. Roter Mohn, rot, wie feurige Liebe, und DU dessen Hand mich hält.
Für Dich
du gingst und ich blieb zurück nicht allein. Da ist in mir soviel Wärme, soviel Licht und ein Lächeln in meinem Gesicht. so fühlt sich an glücklich sein.
Zauberland
Meine verzauberte Stadt hat bunte Häuser. Vor den Häusern wachsen Blumen aller Art. In ihnen wohnen glückliche Menschen. Zwischen den Häusern gibt es nur kleine Zäune. Sie stören nicht. Man kann darüber sehen. Man sagt dem Nachbarn "Guten Morgen" - in der Früh. Und grüßt sich freundlich, wenn man sich trifft. Ja, man sieht sich lächelnd an, sieht sich ins Gesicht. Man umarmt sich. Denn an erster Stelle steht die Liebe und, wenn der Mond am Himmel scheint und die Sterne von oben grüßen, ruft man "Gute Nacht – Schlaf gut." Es gibt keinen Streit zwischen den Menschen. Sie leben in Frieden miteinander. Sie sind füreinander da: Die Zeit scheint es nicht zu geben. Sie leben zeitlos, Alterslos. Sie haben das, was sie brauchen. Sie haben Zeit zum Sprechen, Zeit zum Singen, Zeit zum Freuen Und - zum Lieben. Ja, die Liebe ist zu Hause in meiner verzauberten Stadt.
Im Moment Ich bin Schatten und suche Licht. Ich stehe im Schatten und sehe Licht. Ich springe heraus aus dem Schatten und stehe im Licht. Im Moment... Ich bin Licht!
Versuch Versuchte heute meine Seele zu glätten im Sonnenschein, der Wind ein Gegenspieler die Gedanken zu laut. Vergeblich suchte ich Windschutz.
Zuversicht Ich setze meine Füße in die Luft, denn ich vertraue. Vertraue dem Wort der Liebe und Zuversicht meines Gottes. Ich werde es schaffen. Werde leben voll Freude. Ich setze meine Füße in die Luft, sie trägt.
Dialektik Glas fiel zu Boden... Scherben. Sonnenschein, Licht im Bruch. Ein Kind kommt, jauchzend hält es in der Hand einen Splitter. Dialektik.
Sanft fällt Regen hernieder
Sanft fällt Regen vom Himmel
feuchtet die trockene Erde.
Hoffnung keimt auf
weitet die Seele
die trocken darniederliegt.
Der Wind bewegt das Karusell
hoch oben – sehen die Welt.
Alles von oben sehen
wie der Adler
der seine Flügel bewegt
den Luftstrom nützen.
Warten, was kommt.
Sanft fällt Regen hernieder.
Kostbares
Das WichtigsteGudrun E. Haera
mein Leben.
Ich genieße es
dazusein.
Zu denken, zu fühlen.
Ich erblicke bewundernd
die Natur,
die Berge und Seen,
die Felder und blühenden Wiesen.
Rieche den Herbst,
moderig vergehend
und die Honigsüße des Frühlings.
Genieße das Eis
in der Hitze des Sommers;
den heißen Tee
in der Kälte des Winters.
Beobachte
die Tiere und spielenden Kinder.
Mir begegnen Menschen
liebenswerte
auf dem Weg des Lebens
Fühle die liebende Hand
die mich erfaßt.
Die Arme, die mich umgreifen und schützen.
Schau auf zu dem Schöpfer
aller Dinge
der verborgen im Hintergrund
dies alles erschuf.
Kostbar ALLES
Zeit und Ewigkeit.
Ich liebe den Augenblick
denn
Er ist mein Leben.
Weg ins Nichts?
Kalt steht die Sonne am Himmel.
Nebel überall, schemenhaft nur erkennbar Bäume, Sträucher.
Der Weg verliert sich im Nichts!
Wohin führt er, mein Weg?
Ins Nichts?
Da ein Lichtblick.
Sonne durchdringt das milchige Weiß.
Der Weg geht weiter.
Immer.