Graphologisches Merkmal für Kreativität, Intuition und Schöpferkraft

Es gibt mehrere Grundsätze in der Handschriftanalyse. Einer davon lautet, dass jedes graphologische Merkmal ein Ausdruck intellektueller, emotionaler und physischer Eigenschaften ist und sein Einfluss auf andere Merkmale wechselseitig und umkehrbar ist. Ein weiterer ist, dass jedes graphologische Merkmal kombiniert mit anderen Merkmalen entweder abgeschwächt, verstärkt oder neutralisiert werden kann. Somit kann ein Merkmal unterschiedliche, kontextspezifische Bedeutungen erhalten, Merkmale sind komplex und nie isoliert zu betrachten. Dies wohlwissend, widme ich mich in diesem Blogbeitrag einem einzelnen, speziellen graphologischen Zeichen, das als „lyrisches D“ in der Fachwelt bezeichnet wird. Dieses kommt auffällig oft in Handschriften von Literaten, Künstlern und Intellektuellen vor. Wie sieht dieses Merkmal aus?

Im Gesamten eines Schriftbilds sieht es so aus:

Handschrift von Hans Scholl, dem studentischen NS-Widerstandskämpfers in der Weißen Rosen (1918-1943)2
Handschrift des Philosophen Immanuel Kant (1724-1804)3
Handschrift der Physikerin und Chemikerin Marie Skłodowska Curie (1867-1934)4
Handschrift des Graphologen Oskar Rudolf Schlag (1907-1990)5

Das „lyrische D“ fällt unter die Kategorie der linksläufigen Oberlängen. Genauer charakterisiert wird es in der Fachliteratur mit „eigenartige Oberlängen, die nach links oben zurückgebogen“6 sind.

Was bedeutet das „lyrische D“?

Die „Linkstendenz“ in den d-Köpfen bezeichnet der Graphologe Max Pulver als eine „reflexive und meditative Bezogenheit auf die eigene Person“7. In „Persönlichkeit und Handschrift“ schreibt Markus Furrer, dass „eigene, von der Schulvorlage abweichende Buchstabengestaltung in der Handschrift (…) als ein Hinweis (…) für die Fähigkeit des Schreibers zu eigener Ideenbildung“8 gelten kann. Genau diese Bedeutungen treffen auf das „lyrische D“ zu.

Das „lyrische D“ hat also etwas zu tun mit der Kontemplation. Man konzentriert sich mit gesamten Wahrnehmung auf etwas in sich oder außerhalb von sich selbst. Das Absehen vom Wollen, ganz in der Anschauung aufgehen. In einem zweiten Schritt kommt die Ideenbildung zum Tragen. Hierzu muss der jeweilige Mensch unbewusst gespeicherte Denkinhalte abrufen, diese mit dem Wahrgenommenen verbinden, um so eigene Ideen auszubilden.

Findet man in heutigen Schriften auch noch das „lyrische D“?

Die weiter oben abgebildeten Handschriften stammen alle samt aus den Federn von längst verstorbenen Berühmtheiten. Gibt es auch heute noch Menschen, in deren Handschrift man ein „lyrisches D“ findet? Selten, aber in der Tat. Ein Beispiel ist der 1958 in Chicago geborene und in Hamburg lebende R&B/Soul-Musiker und Songwriter Marshall Titus. In diesem Schriftstück hat er den Text seines Songs „Even if“ niedergeschrieben und zwar ganz unabsichtlich mit vielen „lyrischen Ds“. Für seine Arbeit als Künstler ist dieses graphologische Merkmal natürlich sehr nützlich. Es steht im Kontext mit Schriftmerkmalen für Ausdauer und Zielstrebigkeit, womit es ihm gelingt, seine intuitive Schöpferkraft auch sichtbar werden zu lassen und produktiv umzusetzen.

Handschrift des Musikers und Songwriters Marshall Titus
  1. Bollschweiler, Robert (1994): Musik und Graphologie. Musikerhandschriften aus der Romantik, S. 118 ↩︎
  2. Müller, Arno (2002): Berühmte Frauen von Maria Stuart bis Mutter Teresa, S. 254 ↩︎
  3. Nelson, Christine (2018): Zauber der Schrift. Sammlung Pedro Correa do Lago. The Morgan Library & Museum, S. 398 ↩︎
  4. Müller, Arno (2002): Berühmte Frauen von Maria Stuart bis Mutter Teresa, S. 213 ↩︎
  5. Katz, Gerhard (1996): Die Intuition in der Graphologie. Betrachtungen über ein irrationales Phänomen, S. 75 ↩︎
  6. Teillard, Ania (1952): Handschriftendeutung auf tiefenpsychologischer Grundlage, S. 119 ↩︎
  7. Pulver, Max (1949): Intelligenz in Schriftausdruck. Eine Studie, S. 84 ↩︎
  8. Furrer, Markus (1990): Persönlichkeit und Handschrift, S. 48 ↩︎
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