Am Anfang jeder Wissenschaft stehen Vermutungen oder Annahmen. Diese werden Hypothesen genannt. Hypothesen können auf Grund von Erfahrungen, spontanen oder systematischen Beobachtungen, scharfsinnigen und sogar gewagten Spekulationen formuliert werden. Aber alle aufgestellten Behauptungen müssen früher oder später auf angemessene Weise bewiesen oder verworfen werden.
Aus: Wallner, Joos, Gosemärker (2006) in Grundlagen und Methoden der Schriftpsychologie
Wie bei Diagnostikinstrumenten aus anderen Disziplinen existieren im Bereich der Handschriftdiagnostik Forschungsprojekte und -ergebnisse. Auf dieser Seite sind sowohl ältere Untersuchungen als auch neuere Forschungsergebnisse zu finden. Des Weiteren Links zu Übersichtsseiten und wissenschaftlichen Publikationen (Bücher und Journale).
Übersicht wissenschaftliche Publikationen Handschriftdiagnostik
- Formalized Computer-Aided Handwriting Psychology: Validation and Integration into Psychological Assessment
- Publikationen des Institute for Handwriting Sciences (IHS)
- Journal „Aspects of Handwriting“
- Bibliography of Handwriting
Ringversuche in der Handschriftdiagnostik
Ringversuche in der Schriftanalyse ein Instrument zur qualitativ-quantitativen Methodenvalidierung (2017)
In diesem Übersichtsbericht wird die Methode „Ringversuche“ in der Schriftanalyse allgemein und an drei Beispielen vorgestellt. Der Bericht wurde im Jahr 2017 in der Zeitschrift „Angewandt Graphologie und Persönlichkeitsdiagnostik“ veröffentlicht. Um den Artikel zu lesen, bitte hier klicken.
Vergleich zwischen graphologischer Einschätzung und Selbst- sowie Bekannten-Fremdeinschätzungen (2015)
53 Schreiber (Selbsteinschätzer) füllten einen Selbsteinschätzungsfragebogen mit 12 Fragen aus. Zudem mussten sie mindestens zwei Bekannte finden, die bereit waren, einen Fragebogen über den Selbsteinschätzer mit je 16 Fragen zur Fremdeinschätzung auszufüllen. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte durch die Ringversuchsorganisation. Die Schriftproben der Selbsteinschätzer wurden den Ringversuchsteilnehmern (8 deutschsprachige Graphologen) in Form von Kopien mit Hinweisen zu Geschlecht, Alter und Ausbildungsart übersandt. Die Aufgabe der Ringversuchsteilnehmer bestand darin, neun jeweils definierte Persönlichkeitseigenschaften gemäß Fragebogentest (Eigenschaftsparameter) zu beurteilen. Danach wurde die Übereinstimmung bzw. Nicht-Übereinstimmung der graphologischen Einschätzung zum einen mit den Bekannten-Fremdeinschätzern und zum anderen mit den Selbsteinschätzern ausgewertet. Die detaillierte Auswertung des Ringversuchs können Sie hier lesen.
Ermittlung des Spannungsgrads in vier verschiedenen Handschriften (2016)
Basierend auf vier verschiedenen, detaillierten Definitionen des Spannungsgrads in der Handschrift hat jeder Ringversuchsteilnehmer (21 Graphologen aus 8 verschiedenen Ländern) vier Schriftproben bezüglich des Spannungsgrads beurteilt. Es gab vier verschiedene Spannungsgrade zur Auswahl in jeweils zwei unterschiedlichen Ausprägungsgraden (stark oder mittelmäßig ausgeprägt). Unter diesem Link können Sie den Aufbau und die Ergebnisse des Ringversuchs lesen.
Methodenvergleich zur graphologischen Eigenschaftsmessung I (2016)
In diesem Ringversuch wurden zwei Auswertungsmethoden miteinander verglichen: Die klassisch-manuelle graphologische Auswertung durch 8 Graphologen mit einer Software basierten graphologischen Auswertungsmethode. Beide Methoden wurden jeweils mit den Ergebnissen aus Selbst- und Fremdeinschätzungen von 53 Probanden verglichen. Den Untersuchungsaufbau und die Ergebnisse können Sie unter diesem Link nachlesen.
Persönlichkeitsveränderungen in der Handschrift messen (2017)
Es wurden neun Persönlichkeitseigenschaften (Innere Sicherheit, Eigeninitiative, Konfliktoptimismus, Flexibilität, Einfühlungsvermögen, Konfliktfähigkeit, Kreativität, Ausgeglichenheit, Integrität) mit zwei unterschiedlichen graphologischen Methoden an 20 Probanden zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten unabhängig voneinander gemessen. Die zwei unterschiedlichen Zeitpunkte sind in diesem Fall zwei verschiedene Schriftproben des jeweiligen Probanden, die mit einem Abstand von mindestens 10 Jahren verfasst wurden. Der jüngste Proband war 17 Jahre alt bei Erstellung der ersten Schriftprobe und 40 bei Erstellung der zweiten, der älteste war 63 Jahre bei Erstellung der ersten und 84 Jahre bei Erstellung der zweiten Schriftprobe. Die übrigen 18 Probanden lagen zwischendrin und insgesamt wurde mit der kleinen Stichprobe eine gute Bandbreite von verschiedenen Altersgruppen zwischen 17 bis 63 Jahren bei Erstellung der älteren Schriftprobe abgedeckt.
Die Analyse der Messung von Persönlichkeitsveränderung erfolgte somit ohne Befragung der Schreiber oder ihrer Umwelt und ohne Berücksichtigung biographischer oder genetischer Daten, sondern ausschließlich aufgrund der Handschriftdiagnostik (jeweils zwei Schriftproben pro Probanden). Den detaillierten Aufbau und die Auswertung des Ringversuchs können Sie hier nachlesen.
Dysgraphie-Merkmale in der Handschrift analysieren (2018)
Unter Dysgraphie versteht man Störungen der Schrift (z.B. deformierte Buchstaben, unleserliche Schrift, unharmonische Schrift). Es wird zwischen erworbenen (z. B. nach Unfall, Schlaganfall, Tumor) und entwicklungsbedingten Schreibstörungen unterschieden.
In Frankreich gibt es einen Test namens „Approche dynamique de l’écriture“ (ADE, entwickelt von Adeline Eloy), der es erlaubt, die Handschrift in eine dem Alter entsprechende grafische Entwicklungsstufe einzuordnen und so die Schwierigkeiten und Stärken der Handschrift objektiv zu analysieren, um Dysgraphie zu diagnostizieren. Aus der ADE-Skala wurden für diesen Ringversuch 8 von 24 Handschriftzeichen aus den Kategorien Form, Raum, Bewegung und Strich ausgewählt, die von 17 europäischen Handschriftdiagnostikern in sechs Handschriften analysiert wurden. Unter diesem Link können Sie den Aufbau und die Ergebnisse des Ringversuchs lesen.